Ruf des GKV-Spitzenverbands nach strukturellen Änderungen der Weiterbildungsförderung „gefährlich und zu kurz gegriffen“

Dr. Jakob Berger
Dr. Oliver Abbushi sieht im IGES-Gutachten
die Forderung nach einer zügigen Umsetzung
des Masterplan Medizinstudium 2020
bestätigt.

Wie erfolgreich ist die Förderung der Weiterbildung Allgemeinmedizin und wie lässt sich der Anteil an Hausärztinnen und Hausärzten in der Ärzteschaft erhöhen? Dazu hat der GKV-Spitzenverband ein Gutachten beim Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) in Auftrag gegeben. Während der GKV-Spitzenverband das Gutachten zum Anlass nimmt, „neue Lösungen“ und „Strukturelle Veränderungen bei der Ausgestaltung der ärztlichen Weiterbildung und bei der Kapazitätsplanung“ zu fordern, sieht der Hausärztinnen- und Hausärzteverband in dem Gutachten die Bestätigung, dass die bisherige Förderung Früchte trägt, aber ergänzt werden muss und verweist auf eigene Vorschläge. „Die Untersuchung des IGES-Instituts zeigt deutlich, dass durch das Förderprogramm Allgemeinmedizin die Zahl der Facharztanerkennungen in der Allgemeinmedizin spürbar gesteigert werden konnte. Ohne das Förderprogramm wäre die Situation also noch viel angespannter als ohnehin schon. Gleichzeitig ist aber auch offensichtlich, dass die bisherigen Bemühungen noch nicht ausreichen, um den wachsenden Bedarf an
hausärztlicher Versorgung zu decken. Das Gutachten sollte also für alle Akteure ein Anreiz sein, die bisherigen Bemühungen zu erweitern“, erklärt der Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Dr. Markus Beier in einem Presse-Statement.

Dr. Jakob Berger
Dr. Beate Reinhardt weist darauf hin, dass das
Förderprogramm Weiterbildung Allgemeinmedizin
eine wichtige Voraussetzung für die
Anstellung angehender  Allgemeinmediziner
und Allgemeinmedizinerinnen ist.

Masterplan Medizinstudium 2020 endlich umsetzen

Dazu gehört die Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020, auf die der Hausärztinnen- und Hausärzteverband auf Bundes- wie Landesebene drängt. „Das IGES-Gutachten betont ausdrücklich, wie wichtig es ist, dass die Allgemeinmedizin bereits im Medizinstudium ausreichend präsent ist. Der 2017 beschlossene Masterplan Medizinstudium 2020 sieht mit einer Reform der Ärztlichen Approbationsordnung eine stärkere Praxisnähe und Orientierung an allgemeinmedizinischen Inhalten im Medizinstudium vor. Dass er 6 Jahre später immer noch nicht umgesetzt wurde, ist mit Blick auf zunehmenden Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten, den das IGES-Gutachten unterstreicht, überhaupt nicht nachvollziehbar und geradezu fahrlässig“, erklärt Dr. Oliver Abbushi, Vorstand der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, die mit eigenen Förderprojekten unter anderem die Begeisterung für die Allgemeinmedizin bei Medizinstudierenden wecken will.

"Anstellung von WBA ohne Förderprogramm kaum möglich"

Dr. Beate Reinhardt, 2. stellvertretende Landesvorsitzende und Vorstandsbeauftragte „Junge Medizin“, verweist auf die wichtige Rolle der Kompetenzzentren Weiterbildung Allgemeinmedizin, die auch IGES-Gutachtern anerkannt werden und durch das Förderprogramm Allgemeinmedizin, dem der GKV-Spitzenverband den Rücken kehren möchte, finanziert werden. „Abgesehen davon wäre die Anstellung von Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung ohne das Förderprogramm kaum möglich. Als Vertragsärztin kann ich meine Leistungen gar nicht soweit ausweiten, um deren Gehalt zu refinanzieren“, gibt sie zu Bedenken.

Weiterbildungsförderung allein reicht nicht aus

Dr. Jakob Berger
Sich nicht die Weiterbildungsförderung sparen,
sondern zusätzlich in neue Versorgungsformen
investieren und attraktive Rahmenbedingungen
schaffen für den hausärztlichen Nachwuchs -
diese Schlüsse zieht Dr. Wolfgang
Ritter aus dem IGES-Gutachten.

„Die Schlüsse, die der GKV-Spitzenverband aus dem IGES-Gutachten zieht, sind gefährlich und zu kurz gegriffen“, urteilt der Landesvorsitzende Dr. Wolfgang Ritter. „Dass wir sehenden Auges in einen gravierenden Hausärztemangel hineinlaufen und die Weiterbildungsförderung allein nicht ausreicht, um den Bedarf an Hausärztinnen und Hausärzten zu decken, ist keine neue Erkenntnis – das Gutachten liefert nur eine weitere Bestätigung für diese Tatsache. Deshalb setzen wir uns als Bayerischer Hausärzteverband für mehr Präsenz der Allgemeinmedizin und die Einrichtung von Lehrstühlen für Allgemeinmedizin an allen medizinischen Fakultäten in Bayern ein und kämpfen dafür, endlich den Masterplan Medizinstudium 2020 umzusetzen.

Über unsere Stiftung Bayerischer Hausärzteverband fördern wir den hausärztlichen Nachwuchs mit verschiedenen Projekten vom Studium bis zur Niederlassung. Wir machen uns seit langem stark für bessere Rahmenbedingungen der hausärztlichen Tätigkeit und fordern eine Stärkung der Hausarztzentrierten Versorgung, die als freiwilliges Primärarztsystem den Beruf der Hausärztin/des Hausarztes aufwertet, ganz wie es das Gutachten vorschlägt. Und deshalb haben wir auch das Konzept HÄPPI (Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell) entwickelt, das eine kooperative und arbeitsteilige Form der hausärztlichen Tätigkeit bietet, die den Wünschen vieler junger Kolleginnen und Kollegen entgegenkommt.

Aber dafür brauchen wir auch eine entsprechende Honorierung durch die Krankenkassen. Die richtige Schlussfolgerung aus dem IGES-Gutachten ist also nicht, sich die Weiterbildungsförderung zu sparen, sondern zusätzlich in neue Versorgungsformen zu investieren und Rahmenbedingungen zu schaffen, die für den hausärztlichen Nachwuchs attraktiv sind.“

IGES-Gutachten Förderung Weiterbildung Allgemeinmedizin

 

 

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