10. Nachwuchstag Allgemeinmedizin „Meet & Connect“: Ein Abend mit Ansteckungsgefahr

Medizinstudent Julia Michler
Full House beim 10. Nachwuchstag des Bayerischen
Hausärzteverbandes in Augsburg.

„Wir haben den schönsten Beruf der Welt“ – darüber waren sich die Podiumsgäste beim zehnten „Meet & Connect“, dem Nachwuchstag der Stiftung Bayerische Hausärzteverband, einig. Warum das so ist, erfuhren die rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer von der Talkrunde im Kongress am Park Augsburg aus erster Hand. Geboten wurden auch lebensnahe Informationen über die vielfältigen Wege in den Traumberuf, die Berufsperspektiven, Fördermöglichkeiten und wo man Informationen und Hilfestellung rund um Studium, Facharztausbildung und Niederlassung findet.

„Wir wollen für diesen tollen Beruf begeistern“, stellte der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes Dr. Wolfgang Ritter gleich zu Beginn der gut besuchten Veranstaltung am Donnerstagabend fest. Dazu gehöre umfassend über die Möglichkeiten zu informieren und sich auch als Verband vorzustellen, erklärte Dr. Ritter in seiner Begrüßungsansprache. „Denn vielen ist im Studium noch nicht klar, welche Unterstützung sie durch den Bayerischen Hausärzteverband erfahren können“. Es freute ihn als den Gastgeber sichtlich, dass in diesem Jahr so viele Studierende und junge Ärztinnen und Ärzte der Einladung der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband zu „Meet & Connect“ gefolgt waren. Damit waren die Weichen gestellt für einen Jubiläumsabend, wo große Nachfrage auf breites Angebot traf und sich für viele neue Wege eröffneten.

Großes Lob für Engagement des Gastgebers

Mit dem Bayerischen Hausärztetag und dem Nachwuchstag seiner Stiftung werde der Zielgruppe eine zukunftsorientierte Perspektive für die eigene Karrierewahl geliefert, erklärte Prof. Marco Roos in seinem Grußwort als Lehrstuhlinhaber für Allgemeinmedizin an der Universität Augsburg und Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Augsburg. „Wir sitzen alle zusammen und überlegen, wie wir euch den schönsten Beruf der Welt auch über das Studium hinaus vermitteln können“, so Prof. Roos. Großes Lob fand er dabei für das Engagement des Gastgebers. „Dass Strukturen wie der Verband und die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband uns dabei unterstützen ist essenziell“, betonte er. Als Beispiel nannte er die finanziellen Förderprogramme der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, die die Famulaturen oder ihr Wahltertial in einer Landarztpraxis attraktiver machen, weil Unterbringungs- und Reisekosten durch sie abgefedert werden. Auch das Teampraxis-Konzept des Hausärzteverbands gebe eine attraktive Antwort auf die Frage, wie das Arbeitsfeld der Zukunft für junge Ärztinnen und Ärzte aussehen wird.

Medizinstudent Julia Michler
Dr. Louisa Hecht (Mitte) stellt unterBeweis, dass beides
geht: die hausärztliche Praxistätigkeit in der Praxis von
Dr. Julia Born (li. von ihr) und und Forschungsarbeit
bei Prof. Dr. Marco Roos (re. von ihr).

Als Highlight des Abends erwies sich in Folge wie immer die Talkrunde, diesmal lebhaft moderiert von Dr. Beate Reinhardt, der stellvertretenden Landesvorsitzenden und Beauftragten für Junge Medizin des Bayerischen Hausärzteverbands, und dem Allgemeinmediziner Dr. Benjamin Haugg. In drei Blöcken informierten sie mit ihren Gäste auf der Bühne über die Themenblöcke Studium, Weiterbildung und „Zukunft Praxis“. Zum Einstieg gab es „Praxiserfahrung in der Allgemeinmedizin aus Sicht von Studierenden und ihrer Lehrpraxis“, präsentiert von zwei Studierenden der ersten Jahrgänge am noch jungen Augsburger Lehrstuhl für Allgemeinmedizin. Was Clara Key und Moritz Lang über ihre Pionierzeit in einer Hausarztpraxis berichteten, zeigte deutlich, dass Blockpraktika in Lehrpraxen ein guter Weg sind, um den ärztlichen Nachwuchs für Hausarztpraxen zu begeistern.

Blockpraktikum als Initialzündung

Ihre Station war die Praxis von Maria Stich und Stefanie Berger im schwäbischen Thierhaupten, einer offiziellen akademischen Lehrpraxis der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg. Von den Erfahrungen, die sie dort machen durften, sind beide voll des Lobes. „Besonders gefallen hat mir das breite fachliche Spektrum, dass ich auf Augenhöhe behandelt wurde, dass ich die Chance hatte, selbstständig zu arbeiten und sogar mein eigenes Sprechzimmer hatte“, zählte Clara Key auf. Ihr Kommilitone Moritz Lang berichtete von ähnlichen Erfahrungen und, dass sie zur Initialzündung gerieten. „Das Blockpraktikum hat bei mir die Begeisterung für den Hausarztberuf ausgelöst und diese Faszination will ich auch in anderen wecken“, sagte er. Eindeutig fiel auch die Antwort von Clara Key auf eine Frage aus dem Publikum aus, ob der Modellstudiengang Medizin in Augsburg zu empfehlen sei: „Ich würde mich immer wieder dafür entscheiden, und ich glaube, dass wir gut ausgebildet werden.“

Dass Blockpraktika in Lehrpraxen ein guter Weg sind, um den ärztlichen Nachwuchs für Hausarztpraxen zu gewinnen, davon ist auch Maria Stich überzeugt, die die beiden in ihrer Lehrpraxis betreut hat. „Ich finde, wir müssen unseren Nachwuchs von Anfang an in unsere Praxen holen“, sagte Maria Stich, die sich neben ihrer Tätigkeit als Allgemeinmedizinerin im geschäftsführenden Vorstand des Bayerischen Hausärzteverbands engagiert.

Forum Weiterbildung Bayern: Peer-to-Peer-Netzwerk für junge Ärztinnen und Ärzte

„Weiterbildung leicht gemacht“ hieß es im zweiten Teil der Talkrunde mit Dr. Anne Vogel, Dr. Luisa Hecht und Dr. Luca Frank, die ein interessantes Angebot für alle vorstellten, die auf ihrem Weg in die Allgemeinmedizin schon die ersten Hürden genommen haben. Die drei gehören zum Kernteam des Forums Weiterbildung im Bayerischen Hausärzteverband, dass sich als Peer-to-Peer-Netzwerk für junge Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung versteht. In regelmäßigen Online-Meetings bietet das Forum eine niedrigschwellige Möglichkeit, sich mit jungen Ärztinnen und Ärzten in ähnlicher Situation über Themen auszutauschen, die ihnen beruflich wichtig sind. Außerdem geht es um Themen, für die sie sich im Verband Unterstützung wünschen. „Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eines davon“, erklärte Dr. Luca Frank und nutzte die Gelegenheit, seinem Publikum dringend ans Herz zu legen, Chancen zur Vernetzung zu nutzen. Es sei extrem hilfreich, mit Kolleginnen und Kollegen in ähnlicher Situation in Kontakt zu kommen, beziehungsweise zu bleiben, betonte er. Darüber hinaus appellierte er an die Motivation seiner Zuhörerschaft, sich dem Forum anzuschließen und so in die Berufspolitik einzubringen. „Es ist wichtig, dass wir im Verband sind, dass wir sagen, dass wir uns das anders vorstellen und auch Dinge verändern können“, betonte er.

Medizinstudent Julia Michler
Die beteiligten der Talkrunden (v. li.): Dr. Wolfgang
Ritter, Dr. Julia Born, Dr. Benjamin Haugg,
Dr. Nicolas Kahl, Dr. Britta Amthor, Dr. Beate Reinhardt,
Moritz Lang, Clara Key, Dr. Louisa Hecht, Dr. Luca
Frank, Dr. AnneVogel, Prof. Dr. Marco Roos
und Maria Stich.

Zuerst Hausarztpraxis oder Facharzt? Wie sich herausstellte, gehört die Frage, was in der Weiterbildung die beste Entscheidung ist, zu den Topthemen der Zielgruppe im Publikum. „Das ist eine Entscheidung, die sehr individuell ist“, antwortete Dr. Anne Vogel auf entsprechende Fragen aus dem Publikum. Sie habe zuerst den Weg in die Innere gewählt, dann erst in die Hausarztpraxis gewechselt. „Das fand ich gut, würde aber nicht sagen, dass das für jeden der perfekte Weg ist“, so Dr. Vogel. Auch der Werdegang von Dr. Luisa Hecht ist ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich berufliche Wege ablaufen können. Lehrstuhl oder Praxis? Diese Frage ist für sie keine Alternative, denn sie macht beides: Um ihre Perspektive als Hausärztin zu erweitern, kombiniert sie ihre Tätigkeit in Teilzeit in der hausärztlichen Praxis von Dr. Julia Born im Nürnberger Land mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit am Allgemeinmedizinischen Institut des Universitätsklinikums Augsburg. Für die Hausarztpraxen sei es in jedem Fall eine Bereicherung, wenn eine junge Kollegin oder ein junger Kollege mit neuen Ideen frisch von der Uni kommt, sagt Dr. Julia Born: „Es ist gut, neues Wissen in die Praxis zu bekommen und nicht immer beim alten Stiefel zu bleiben.“

Individuellen Wegen in die Niederlassung

Viele Wege führen in die hausärztliche Praxis, und die hat sich über die Jahre verändert. Das wurde in „Zukunft Praxis“, dem dritten Teil der Talkrunde deutlich, in dem junge Ärztinnen und Ärzte von ihren individuellen Wegen in die Niederlassung berichteten und ihre modernen Praxiskonzepte vorstellten. Mit Dr. Julia Born, Dr. Britta Amthor und Dr. Nicolas Kahl standen drei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten auf der Bühne, die von ihren sehr individuellen Wegen in die Hausarztmedizin und -Praxis berichteten. Während Dr. Julia Born immer schon Hausärztin werden wollte und nach acht Jahren angestellter Tätigkeit nun mit einer Kollegin bei Nürnberg niedergelassen ist, begann Dr. Britta Amthor zunächst als Chirurgin in einer Klinik, musste dann allerdings nach der Geburt ihres ersten Kindes feststellen, dass diese Tätigkeit wenig familienfreundlich ist.

Medizinstudent Julia Michler
Das Get-Together im Anschluss an die Talkrunden bot
Gelegenheit zum Austausch und zum Nachhaken an den
Info-Ständen.

Also stieg sie bei einem Hausarzt ein, wechselte in eine andere Hausarztpraxis und hat inzwischen den Schritt in eine Einzelpraxis gewagt. Speziell die Finanzierung sei ein Stressthema gewesen, erinnert sich Dr. Amthor. „Ich saß da vor Zahlen, die Angst machen“, sagt sie. Unterstützung fand sie beim Verband. „Mit dem Werkzeugkasten Niederlassung habe ich gelernt, wie das alles funktioniert“, sagte sie. Mit diesem Rüstzeug ausgestattet, hat sie ihren Traum von der eigenen Teampraxis verwirklichen können. Inzwischen teilt sie sich die Aufgaben mit zwei Kolleginnen und genießt die Freiräume. „Ich kann meine Arbeit selbst einteilen und Zeit mit meinen Kindern verbringen“, berichtet sie.

Die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband hat den Werkzeugkasten nach Bayern geholt und steht mit den Projekten „Bavarian Circle“ und „Bavarian Circle BACKSTAGE“ vielen jungen Medizinerinnen und Medizinern auf dem Weg zur eigenen Praxis zur Seite.

Hausarzttätigkeit bietet große Freiräume

Die großen Freiräume sind es auch, die Dr. Nicolas Kahl an seinem Dasein als niedergelassener Hausarzt besonders schätzt. „Es war eine totale Befreiung, aus der Klinik herausgefunden zu haben“, erinnert auch er sich an seinen Wechsel in die eigene Praxis. Aus seiner Sicht ist das Gute an einer Hausarztpraxis, dass man sich sein Steckenpferd heraussuchen kann und Raum für Experimente hat. In seinem Fall sind es digitale Anwendungen. „Wir probieren immer wieder neue Dinge aus und stampfen die ein, wenn es nicht passt“, berichtet er. Inzwischen gilt die Hausarztpraxis, die er in Nürnberg Fischbach mit Kollegen betreibt, als digitale Vorzeigepraxis in Bayern

Begeisterung wecken, informieren und Möglichkeiten aufzeigen – wie sich am Schluss der Veranstaltung zeigte, ging auch diesmal das Konzept von „Meet & Connect“ auf. Das zeigte die auch die Resonanz an den Ständen, an denen weitere Informationen über die verschiedenen Förderprogramme der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, des Bayerischen Gesundheitsministeriums, der KVB, der Kosta und anderer Institutionen geboten wurden.

 

 

 

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