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Online-Austausch zur KV-Wahl 2022: Stark im Team

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„Wenn wir was bewegen wollen in der Körperschaft, dann ist die Grundvoraussetzung dafür, dass wir wieder als stärkste Fraktion aus dem Wahlkampf hervorgehen.“ Mit diesem Eingangs-Statement brachte Dr. Petra Reis-Berkowicz vom Wahlkampfteam des Bayerischen Hausärzteverbandes beim Online-Austausch zur KV-Wahl mit Mitgliedern des Bayerischen Hausärzteverbandes auf den Punkt, worum es bei der KV-Wahl 2022 für die Hausärztinnen und Hausärzte in Bayern geht. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern im Wahlkampfteam des Bayerischen Hausärzteverbandes Dr. Markus Beier, Dr. Christian Pfeiffer, Dr. Wolfgang Ritter und Dr. Beate Reinhardt, stellte sie sich am Dienstagabend dieser Woche online den Fragen der Mitglieder.

KV-Wahlkampf im Team

Eine der Fragen betraf das Team selbst. Warum man auf die Nennung eines Kandidaten/einer Kandidatin für das Amt des künftigen KVB-Vorsitzenden verzichtet habe, wollte ein Teilnehmer wissen. Die Frage sei richtig und wichtig, erklärte Dr. Beier und bezeichnete den Teamcharakter des Wahlkampfes der Liste Bayerischer Hausärzteverband als eine „Stärke, die wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben“. Auf diese Weise könne man an mehreren Orten gleichzeitig sein, in den Medien unterschiedlich präsent sein und durch die verschiedenen Schwerpunkte im fünfköpfigen Wahlkampfteam die Themen sehr glaubhaft weitertragen. Den Wahlkampf im Team zu führen und dann trotzdem jemand herauszustellen, führe den Teamcharakter ad Absurdum, so Dr. Beier. „Man muss auch ganz klar sagen: eine Vorsitzende, ein Vorsitzender wird dann in den Koalitionsverhandlungen bestimmt und in der Vertreterversammlung gewählt“, fügte er hinzu.

Dr. Reis-Berkowicz, die gerade ihren sechsten KV-Wahlkampf bestreitet, sieht es ebenfalls als Vorteil, diesen als geschlossenes Team zu führen, in dem jeder seine Stärken hat und seinen Bereich mit voller Kraft vertritt, und nicht auf eine Person zu fokussieren, „die man aufs Schild hebt und damit auch Angriffen aussetzt“.

KV-Eigeneinrichtungen als Übergangslösung

Eine weitere Frage galt KV-Eigeneinrichtungen bei drohender oder tatsächlicher Unterversorgung – eine sinnvolle Praxis? „Aus meiner Sicht ja, aber nicht flächendeckend“, sagte Dr. Beier und verwies auf die Alternative, dass andernfalls Finanzinvestoren oder große MVZ die Sitze, die nicht nachbesetzt werden können, aufkaufen, um möglichst groß zu werden, und dann diese großen Strukturen wieder renditebringend weiterverkaufen. Vor diesem Hintergrund seien KV-eigene Praxen eine Möglichkeit, Kolleginnen und Kollegen vorübergehen an der Hand zu nehmen und dann in die Selbstständigkeit zu entlassen, um so in Regionen mit Abwärtsspirale die freiberufliche ärztliche Tätigkeit zu erhalten.

„Das leben wir schon in Oberfranken“, ergänzte Dr. Reis-Berkowicz und berichtete über eine dermatologische KV-eigene Praxis im Landkreis Marktredwitz-Wunsiedel, die nun von einem Dermatologen betrieben wird. Erste Gespräche deuteten an, dass das von Dr. Beier beschrieben Konzept aufgehen könnte und der Arzt die Praxis schließlich übernimmt. „Somit konnte der Sitz mit einer ärztlichen Führung in der Versorgung erhalten werden“, schloss Dr. Reis-Berkowicz. Natürlich seien Kliniken und Privatinvestoren an dem Facharztsitz interessiert gewesen, aber eines sei auch klar: „Wenn solche Investoren mal so ein Gebiet unter eigener Regie führen können, dann machen die da auch ihre Preise selber“, warnte Dr. Reis-Berkowicz.

Erhalt der Freiberuflichkeit und gegen die Ausbreitung von iMVZ

Dass diese Gefahr ganz real ist, hat die von der KVB mit den Stimmen der Hausarztfraktion in Auftrag gegebene IGES-Studie gezeigt. Demnach sind beispielsweise im internistischen Bereich fast 25 Prozent der vertragsärztlichen Sitze in der Hand investorenbetriebener MVZ (iMVZ), berichtete Dr. Beier. Im hausärztlichen Bereich sei es noch nicht soweit, aber es gebe große MVZ, die jederzeit in Investorenhand abrutschen können, wenn sich die freiberuflichen Träger zurückziehen. „Dann verändert sich Versorgung massiv, wenn wir Regionen haben, wo es quasi Monopolstrukturen gibt. Die Versorgung wird teurer und schlechter, die Freiberuflichkeit geht verloren“, prognostizierte Dr. Beier – ein Grund, warum der Erhalt der Freiberuflichkeit und die Verhinderung der Ausbreitung von iMVZ Teil des Wahlprogramms der Liste Bayerischer Hausärzteverband sind. „Wir haben die Möglichkeit, über Zulassungsausschüsse, über Zulassungsrecht, über gemeinsames politisches Auftreten die Politik hoffentlich in diesem oder nächsten Jahr dazu zu bringen, Bremsen reinzuhauen. Da werden auch Verbände und KVen zusammenarbeiten müssen“, kündigte Dr. Beier an.

Erhalt und Ausbau eines fairen Honorars

Das Wahlkampfteam nutze die Online-Veranstaltung, um auch die weiteren Ziele im Wahlprogramm zu erläutern. Zum Punkt „Erhalt und Ausbau eines fairen Honorars“ wies Dr. Wolfgang Ritter darauf hin, dass die Praxen mit Blick die Inflation allgemein, steigende Personal-, Energie – und weitere Ausgaben aktuell unter einem enormen Kostendruck stünden. „Real bleibt also vom Gewinn weniger übrig. Das heißt, die Praxen bluten langsam aus“, folgerte er. Ohne eine erneute Mehrheit und einem hausärztlichen Vorsitz in der KV könnte der Sicherstellungszuschlag für Hausarztpraxen mit einem Strich wegfallen – „das sind 10 Euro bei einem Scheinwert von um die 70 Euro, die einfach wegfallen, ohne dass wir das kompensieren können“, rechnete er vor – eine zusätzliche Belastung für die Hausarztpraxen, die es zu verhindern gelte. Die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) sei zwar ein sichereres System und das Honorar deutlich besser, „weil wir die Verträge selbst schließen“. Aber Verhandlungen mit den Krankenversicherungen über Honorarsteigerungen seien angesichts leerer Kassen auch hier schwierig. „Wir befinden uns da auf beiden Ebenen in einer Zeit, in der es wichtig ist, mit starker und vereinter Stimme zu sprechen, um Forderungen durchzusetzen, die gut für die Praxen sind“, so Dr. Ritter.

„EBM-Wahnsinn versuchen, anzugreifen“

Beim Honorar gehe es nicht nur um den Erhalt des Status-Quo, erläuterte Dr. Beier. Seine Vision: Eine Änderung des Honorarsystems. Die Honorardebatten würden wenig wertschätzend geführt und gingen an den Bedürfnissen der Praxen vorbei, kritisierte er. „Da werden uns Mittel zugewiesen über ein System, das unsere Arbeit gar nicht mehr richtig abbildet“. Das zu ändern sei ein wichtiger Auftrag für die Zukunft. „Aus Bayern heraus können wir Hausärztinnen und Hausärzte nur etwas ändern, wenn wir wieder in der Vertreterversammlung der KBV in Berlin vertreten sind“. Auch dafür sei eine starke hausärztliche Fraktion in Bayern ausschlaggebend – um das Honorar in Bayern zu sichern „und diesen EBM-Wahnsinn versuchen, anzugreifen“.

Erhalt des Bereitschaftsdienstes mit Poolarztsystem

Beim Thema Bereitschaftsdienst erinnerte Dr. Pfeiffer an die „Zeiten, wo wir Bereitschaftsdiente von Freitagnachmittag bis Montag früh hatten, den Mittwoch noch dazu – wenn das heute noch so wäre, würden wir gar keinen Nachwuchs mehr haben“. Die Bereitschaftsdienstreform sei also ein Segen, an dem nicht gerüttelt werden dürfe, den man vielmehr weiterentwickeln muss. „Wir haben jetzt nur noch 7 bis 8 Dienste im Jahr, die wir uns frei aussuchen können mit der Möglichkeit, sie an Poolärzte abgeben zu können“ – auf dem Land finde sich meist ein Poolarzt, der übernimmt, in der Stadt München immer, berichtete Dr. Ritter.

Eine Gefahr für das aktuelle Bereitschaftsdienstsystem mit Poolärzten sieht Dr. Pfeiffer aus Richtung einiger Facharztgruppen, die von der Bereitschaftsdienstreform nicht so profitiert haben wie die Hausärztinnen und Hausärzte – „sie sind dagegen Sturm gelaufen und tun dies teilweise heute noch“, so Dr. Pfeiffer.

Ausbau attraktiver Weiterbildungs- und Niederlassungsbedingungen

Die Nachwuchsförderung im hausärztlichen Bereich gehört weiterhin zum Wahlprogramm der Liste Bayerischer Hausärzteverband – insbesondere der Ausbau attraktiver Weiterbildungs- und Niederlassungsbedingungen. Dr. Beate Reinhardt möchte noch früher ansetzen: „Ich finde es superwichtig, dass wir in Regensburg auch noch einen allgemeinmedizinischen Lehrstuhl bekommen“, forderte sie, wies aber auch auf Erreichtes hin: „Wir können schon ein bisschen stolz sein, dass es in den letzten Jahren schon zu einem Anstieg der Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin gekommen ist und auch bei den Studierenden das Interesse an der Allgemeinmedizin wächst.“ Ein wichtiger Baustein ist für sie auch die Landarztquote in Bayern. „Wenn man mit diesen Studierenden spricht, sagen sie, sie brauchen die Sicherheit, dass die ambulante Versorgung bestehen bleibt und eine Niederlassung weiterhin möglich ist – und hier kommt die KV ins Spiel. Wir haben die große Verantwortung, mit den Studierenden in Kontakt zu bleiben, sie mitzunehmen und uns für sie uns stark zu machen in der Politik, ihnen den Weg zu bahnen. Das fängt an vom 1. Semester bis zum Facharzt und zur Niederlassung. Hier machen wir schon viel, das müssen wir intensiv weiterführen.“

Dr. Pfeiffer brachte hier auch die Kommunen ins Spiel: Sie müssten ebenfalls auf die Studierenden zugehen, wie es beispielsweise in Hassberge und Miltenberg schon geschieht, wo die Gesundheitsregionen mit Unterstützung des Bayerischen Hausärzteverbandes erfolgreich Famulaturprojekte initiieren. „Wir machen bereits viel zur Nachwuchsgewinnung, in der KV, aber vor allem auch im Verband“. Insgesamt sei man auf einem sehr guten Weg, „den wir im Verband und in der KV, wenn wir stark vertreten sind, durchaus weitergehen können“.

Digitalisierung, die funktioniert und die Praxen unterstützt

„Kernpunkt ist, dass Digitalisierung funktioniert und unserem Workflow nutzt, nicht Zeit kostet. Keine einzige bisherige Anwendung, die uns übergestülpt wurde, erfüllt diese Grundbedingungen“, stellte Dr. Reis-Berkowicz fest. Die von ihr Ende 2021 angestoßene erfolgreiche Petition habe immerhin Bundestagsabgeordneten aller Parteien die Augen geöffnet und dazu geführt, dass die Einführung der Anwendungen verschoben wurde. „Es tut sich was im Hintergrund, und ich hoffe, wir kommen dahin, einbezogen zu werden, sodass wir mitreden können, was wir in den Praxen brauchen und was nicht“, berichtete sie. „Wir wollen ja Digitalisierung, wollen schneller und effektiver arbeiten und Personalzeit einsparen, nicht investieren in dysfunktionale Anwendungen“, stellte sie klar.

Fortbestehen des Konzepts Beratung vor Regress

„Sie haben 50.000 Euro zuviel ausgegeben, solche Benachrichtigungen gibt’s in Bayern nicht mehr. Unter unserer Führung wurde erreicht, dass es in den letzten Jahren in Bayern überhaupt keine Regresse auf Richtgrößenbasis gab“, stellte Dr. Beier fest. Wenn es nach der Liste Bayerischer Hausärzteverband geht, soll es dabei bleiben. „Aber dazu muss das politische Mandat da sein und die entsprechenden Personen, die das weiter erhalten und erstreiten. Dafür stehen wir als Bayerischer Hausärzteverband“, versicherte er.

Wertschätzung des vertrauensvollen Arzt-Patienten-Verhältnisses

In dieses Ziel, das ganz vorne im Wahlprogramm der Liste Bayerischer Hausärzteverband steht, spielen aus Sicht von Dr. Markus Beier die anderen Ziele mit hinein: Wer ein Vertrauensvolles Arzt-Patientenverhältnis ernst nehme, müsse die hausärztliche Tätigkeit als Basis der ambulanten Versorgung stärken und die Freiberuflichkeit erhalten, und dazu brauche es beispielsweise auch ein faires Honorar und genügend Nachwuchs im hausärztlichen Bereich.

Motivieren zur Wahl

Am Ende der Veranstaltung ging es darum, wie Kolleginnen und Kollegen zur Stimmabgabe motiviert werden können. „Natürlich erst mal das Umfeld ansprechen, die näheren Kolleginnen und Kollegen“, verriet Dr. Reinhardt, wie sie dabei vorgeht. „Ich habe gute Netzwerke aufgebaut, die helfen mir“, sagte sie. Möglichkeiten gebe es viele - den Status bei neuen Medien, Telefonketten, Qualitätszirkel und andere Veranstaltungen. „In Oberfranken haben wir so motivierte Kolleginnen und Kollegen, die kräftig zum Telefon gegriffen haben und Veranstaltungen aufgesucht haben.“ Ohnehin müsse man die wenigsten überzeugen. „Die meisten, die ich angesprochen habe, sagten ‚Wahlbrief? - ist schon weg‘“.

Dr. Pfeiffer bestätigt das. „Ich glaube, es ist nicht die Überzeugung, die den Kolleginnen und Kollegen fehlt, sondern man muss sie einfach nur erinnern. Oft ist es nur Schusseligkeit. Die Wahlunterlagen kommen, man legt sie auf einen Stapel, der Stapel wird größer und dann vergisst man es und versäumt die Frist.“ Er nutze SMS, um seine Kontakte an die Wahl zu erinnern.

„Wichtig ist, dass Sie alle wählen“

Logo KVWahl Ordnungsnummer3 HeaderDr. Ritter sieht eine andere Gefahr: „Wir haben in der Pandemie gezeigt, dass wir es können, hatten auch medial eine Führerschaft in der Meinungsbildung, Wir müssen aufpassen, dass wir nicht Opfer unseres eigenen Erfolgs werden“, mahnte er. „Jetzt hatten wir 12 erfolgreiche Jahre, den Hausärztinnen und Hausärzten geht es gut und die meisten sind zufrieden mit ihrer Praxistätigkeit und wie sie diese gestalten können. Das birgt die Gefahr, dass die Motivation zu wählen nicht so groß ist, wie wenn Probleme unter den Nägeln brennen“, befürchtet er. „Wichtig ist, dass Sie alle wählen“, appelliert er an Kolleginnen und Kollegen. „Unsere derzeitige Position der Stärke ist kein Selbstläufer!“

Informationen zur Wahl unter www.kvbwahl2022.de, z.B.

Fotos

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Dr. Wolfgang Ritter

Dr. Wolfgang Ritter

Landesvorsitzender
Dr. Petra Reis Berkowicz

Dr. Petra Reis Berkowicz

1. stellv. Vorsitzende
Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Beate Reinhardt

Dr. Beate Reinhardt

2. stellv. Vorsitzende
Maria Stich

Maria Stich

Schatzmeisterin
Dr. Stefan Semmler

Dr. Stefan Semmler

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