Arzt und Unternehmer: Studierende präsentieren ihre Businesspläne in der KVB
„Wir möchten bei den Studierenden das Interesse wecken, sich vielleicht später niederzulassen“, erklärt Dr. Christian Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und Facharzt für Allgemeinmedizin in Giebelstadt bei Würzburg, warum die KVB – und der Bayerische Hausärzteverband – Praxisgründungsseminare an den Universitäten unterstützen.
Seit 2009 ist „Arzt und Unternehmer“ Wahlfach an der LMU
Die KVB lud jetzt zwölf Studierende der LMU München ein, ihre Business-Pläne zur Praxisgründung vor einem Expertengremium zu präsentieren. Anlass war auch das 25. Jubiläum: 2009 hatte die LMU mit dem Wahlfach „Arzt und Unternehmer“ erstmals Medizinstudierenden betriebswirtschaftliches Know How vermittelt. Beim aktuellen Durchgang haben die Studierenden an 14 Terminen in zwei Gruppen mit den Coaches Diplom-Kaufmann Wolfgang Engels und Diplom-Wirtschaftsingenieur Manfred Metzger-Buschor sowie den beratenden Experten Thomas Agardi, Stephan Haniffa, Richarda Hinz, Robin Lück, Dr. iur. Andreas Staufer und PD Dr. Sven Waßmann die Gründung einer Praxis bis ins Detail geplant. Die eine Gruppe hat unter dem Namen „Herz-Lungen-Zentrum Moosach“ eine Gemeinschaftspraxis mit Allgemeinmedizin, Kardiologie und Pneumologie im Münchner Norden fiktiv an den Start gebracht. Die zweite Gruppe plante eine hausärztliche Gemeinschaftspraxis auf dem Land, in Lohr am Main in Unterfranken.
Fachkräftemangel eines von 3 großen Problemfeldern
„Wir brauchen Sie dringendst. Sie werden sowohl auf dem Land als auch in der Stadt gebraucht. Viele Patienten finden bereits jetzt keinen Hausarzt oder den entsprechenden Facharzt“, begrüßte MdL Bernhard Seidenath (CSU), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Bayerischen Landtag, die Studierenden. Seidenath skizzierte in seinem Grußwort die drei großen Problemfelder im Gesundheitsbereich: Der Fachkräftemangel, die Digitalisierung und die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern. Seidenath: „Das alles überlagernde Thema ist der Fachkräftemangel. Auch in München schließen bereits Hausarztpraxen, weil MFAs fehlen.“
Absage an weitere Assistenzberufe im Gesundheitsbereich
Die Digitalisierung biete, so Seidenath, auch im Gesundheitsbereich Chancen, müsse aber funktionieren und die Praxen entlasten. Zum Thema lebenswichtige Güter sagte Seidenath, dass Debakel um die Schutzausrüstungen am Anfang der Corona-Pandemie und die Lieferprobleme bei Antibiotika hätten deutlich gezeigt, dass Deutschland und Europa in der Lage sein müssen, solche Produkte wieder selbst herzustellen. Deutlich äußerte sich Seidenath auch zu Überlegungen, weitere Assistenzberufe im Gesundheitsbereich einzuführen: „Wir brauchen keinen Physician Assistant, sondern vernünftig ausgebildete Ärztinnen und Ärzte.“ Er sei deshalb sehr froh, „dass wir in München gleich zwei Lehrstühle für Allgemeinmedizin haben“, sagte Seidenath auch mit Blick zu Prof. Dr. Tobias Dreischulte, der als stellvertretender Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der LMU ebenfalls anwesend war.
"Bereut habe ich meine Entscheidung, mich niederzulassen, nie"
Unter den Gästen, die mit den Studierenden über ihre Niederlassungspläne diskutierten, war auch Dr. Marianne Röbl-Mathieu, fachärztliche Vorstandsbeauftragte der KVB für die Region München. Die Frauenärztin konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie nach einer Festanstellung in der Klinik mit ihrer Praxisgründung ins kalte Wasser springen musste. „Wir hatten damals keine Vorstellung, was alles zu beachten ist. Bereut habe ich meine Entscheidung, mich niederzulassen, trotzdem nie. Ich wünsche allen, die diesen Weg gehen wollen, eine glückliche Hand.“