Generationswandel im Bayerischen Ärztetag: „Frischer Wind“ gewünscht

Ärztetag Plenum 2023
82. Bayerischer Ärztetag in Landshut

Vergangenes Wochenende (15. Bis 18. Oktober 2023) tagte der 82. Bayerische Ärztetag in Landshut mit teils neuer Besetzung: Rund ein Drittel der Delegierten sind neu im Amt.

Beeindruckt von ersten Bayerischen Ärztetag, an dem sie teilgenommen hat, zeigt sich Dr. Margit Kollmer. „Es ging um alles, was die Ärzteschaft beschäftigt, angefangen von dringenden berufspolitischen Problemen über Fortbildung, Weiterbildung und Nachwuchsgewinnung bis hin zu speziellen medizinischen-politischen Themen wie Kindergesundheit“, berichtet Dr. Kollmer, die neben ihrem Amt als Kammerdelegierte Bezirksvorsitzende Niederbayern des Bayerischen Hausärzteverbandes ist. Herausgekommen sind ein Forderungskatalog an die neue Bayerische Staatsregierung und etliche Beschlüsse, von denen aus Dr. Kollmers Sicht vor allem die Forderung nach mehr Wertschätzung für Medizinische Fachangestellte besondere Bedeutung hat. „Die Wertschätzung zeigt sich natürlich auch beim Gehalt, weshalb die Beschlüsse, mit denen eine Gegenfinanzierung der Lohnsteigerung für die Medizinischen Fachangestellten (MFA) und ein adäquater Kostenausgleich im Gesundheitswesen zur Aufrechterhaltung der ambulanten wohnortnahen haus- und fachärztlichen Versorgung gefordert werden, und für mich ebenfalls sehr hohe Priorität haben.“

„Wir haben einen tollen Beruf mit großer Gestaltungsmöglichkeit“

Allerdings mahnt sie auch an, bei allem berechtigten Unmut über die aktuelle Gesundheitspolitik und Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach, die in den Diskussionen während des Bayerischen Ärztetag deutlich zu spüren gewesen sei, nicht zu vergessen: „Wir haben einen tollen Beruf mit großer Gestaltungsmöglichkeit, und wir haben eine starke Interessensvertretung – in der Ärztekammer, der KV und natürlich im Bayerischen Hausärzteverband. Damit werden wir es auch schaffen, gemeinsam Probleme zu lösen“, zeigt sie sich optimistisch.

Der Generationenwandel, der sich allmählich in der BLÄK vollziehe, habe so etwas wie Aufbruchstimmung aufkommen lassen, die von den teils sehr jungen neuen Delegierten ausgegangen sei, hat Dr. Melanie Kretschmar während ihres ersten Bayerischen Ärztetags als Vorstandsmitglied der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) beobachtet. „Die fordern mehr ein als nur zu reden, wollen vor allem auch wissen, was wir Ärztinnen und Ärzte für uns tun, wie wir unsere Situation verbessern können und wollen diese Themen auch nach draußen tragen.“

Weniger Worte, mehr Konkretes

Weniger Worte, mehr Konkretes wünscht sich beispielsweise Dr. Katja Tritschler, eine Neudelegierte der jüngeren Generation, die sich auch als oberbayerische Bezirksdelegierte im Bayerischen Hausärzteverband berufspolitisch engagiert. Im Workshop Niederlassung am Bayerischen Ärztetag saß sie mit zwei weiteren Niedergelassenen und einer Medizinstudentin auf dem Podium. „Es ging darum, was wir seitens der Kammer tun können, um die Niederlassung zu fördern. Es wurden viele Ideen ausgetauscht, konkrete umsetzbare Vorschläge aber gab es nicht“, bedauert sie.

Die nun eingeleitete Verjüngung der BLÄK ist aus ihrer Sicht überfällig. „Es gibt viele eingefahrene Strukturen in der Kammer, die aufgebrochen gehören, und dazu braucht es junge Kolleginnen und Kollegen, die für frischen Wind sorgen“, ist sie überzeugt. Allerdings gebe es auch Nachwuchsprobleme in den ärztlichen Gremien. Diese müssen attraktiver werden für den Nachwuchs, findet sie. „Es gibt zum Beispiel kaum eine Ärztin oder einen Arzt in Weiterbildung in der Kammer. Was wir brauchen und auch eingefordert haben, ist eine Art Arbeitsgruppe für junge Ärztinnen und Ärzte“. Für den nächsten Bayerischen Ärztetag „werden wir unsere Hausaufgaben machen und auch eigene Anträge einbringen“, kündigt Dr. Tritzschler an. „Da wird noch mehr kommen von uns.“

Zeitnahe Rückmeldung an die Delegierten im Fokus

Für frischen Wind will auch Dr. Melanie Kretschmar sorgen. Sie ist zwar kein BLÄK-Neuling, aber neu im Vorstand und will die Vorstandsarbeit transparenter machen. „Viele Delegierte fragen sich zum Beispiel, was mit den Anträgen geschieht, die an den Vorstand überwiesen werden. Als Vorstandsmitglied werde ich mich dafür einsetzen, dass diese Anträge zügig bearbeitet werden und die Delegierten zeitnah eine Rückmeldung erhalten“, kündigt sie an. Den Anfang wird ein Antrag machen, den sie selbst eingebracht hat und mit dem der Ausbau des Fortbildungsangebots zum Thema Leichenschau gefordert wird, da Niedergelassene damit häufig konfrontiert seien.

Wertschätzung für MFA, Refinanzierung und Kostenausgleich

Ähnlich wie Dr. Kollmer messen auch Dr. Kretschmar und Dr. Tritzschler den Beschlüssen des Bayerischen Ärztetags zu mehr Wertschätzung für MFA, der Refinanzierung von Lohnsteigerung für die Medizinischen Fachangestellten (MFA) sowie zu einem adäquaten Kostenausgleich im Gesundheitswesen zur Aufrechterhaltung der ambulanten wohnortnahen haus- und fachärztlichen Versorgung höchste Priorität bei. „Die Politik darf nicht immer nur auf die Krankenhäuser schauen. Wir können unsere Einnahmen ja nicht steigern, um zusätzliche Betriebskosten durch Inflation, Hygienemaßnahmen oder eben auch gestiegene Gehälter zu kompensieren. Deshalb gehören diese Beschlüsse zusammen mit dem Beschluss, den Präventionsgedanken an die Schulen und Kindergärten zu bringen, für mich zu den wichtigsten“, formuliert es Dr. Kretschmar.
„Wir müssen in der Lage sein, unseren MFA genauso attraktive Gehälter zu zahlen, wie Kliniken es tun können“, ergänzt Dr. Tritzscher.

Themen in HOME ÜBER UNS SERVICE AKTUELL HZV FORTBILDUNG NACHWUCHS STIFTUNG :

Login Mitgliederbereich:

Login Mitgliederbereich

Suche: