„Main.Landarzt Famulaturprogramm“: Famulatur mit Weinwanderung
Passt eine Weinwanderung zu einer Famulatur? "Unbedingt", findet Dr. Christian Pfeiffer, Facharzt für Allgemeinmedizin und Beauftragter für Forschung und Lehre im Vorstand des Bayerischen Hausärzteverbandes. „Es ist wichtig, Medizinstudierenden zu zeigen, wie schön und erfüllend es ist, als Landärztin oder Landarzt tätig zu sein. Und dazu gehören nicht nur die praktischen Erfahrungen in einer Hausarztpraxis, sondern auch das Kennenlernen der Menschen und der Region.“
Im Rahmen der Initiative „Main.Landarzt Famulaturprogramm“ der Gesundheitsregionplus des Landkreises Miltenberg, die auch vom Bayerischen Hausärzteverband unterstützt wird, begleitete Dr. Pfeiffer die Famuli auf ihrer geführten Wanderung durch die Weinberge rund um das Bio-Weingut Gunther in Großwallstadt am Main.
Pestizide als Krankmacher - der Hausarzt wusste früh Bescheid
Welche Relevanz eine Hausärztin oder ein Hausarzt für die Menschen haben kann, belegte Weinbauer Harald Gunther mit seiner eigenen Familiengeschichte.
Als sein Vater plötzlich an Krebs erkrankte, hatte sein Hausarzt sofort einen Verdacht: Pestizide könnten die Erkrankung ausgelöst haben. Der Arzt wusste, dass der Vater als Weinbauer häufig mit den aggressiven Pflanzenschutzmitteln in Kontakt kam und recherchierte weiter. In Frankreich hatten bereits Studien gezeigt, dass Weinbauern und andere Erwachsene, die bei der Arbeit mit Pestiziden in Berührung kommen, ein höheres Risiko in der Entwicklung von Parkinson, Prostatakrebs, Erkrankungen des lymphatischen Systems und verschiedenen Formen des Myeloms, einer Krebserkrankung der Blutplasmazellen, haben.
„Diese Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, immer den ganzen Menschen zu sehen, wie wir es als Hausärztinnen und Hausärzte täglich machen. Und es zeigt, dass eine gute Anamnese besser gelingt, wenn man als Hausärztin oder Hausarzt den Patienten und sein Umfeld über Jahre kennt“, sagt Dr. Pfeiffer.
Die Krebserkrankung des Vaters hat dann dazu geführt, dass Harald Gunther auf natürlichen Weinbau umstellte und 2013 die Bio-Zertifizierung erhielt. „Ohne unseren Hausarzt hätte ich vielleicht nie auf Bio gewechselt. Damals war ich ein Exot. Jeder hatte mir davon abgeraten, weil höhere Preise für Bio-Wein angeblich am Markt nicht durchsetzbar seien, aber wir haben bewiesen, dass es geht“, erzählte Gunther den angehenden Ärztinnen und Ärzten.
Belastung durch Klimawandel am Beispiel des Weinbaus
Mitten in den Weinbergen zeigte Gunther den Studierenden auch die Folgen des Klimawandels, die nicht nur die Menschen, sondern auch die Natur belasten. „Es ist viel zu trocken. Wir haben zu wenig Regen. Und wenn dann plötzlich ein Wolkenbruch für Wassermassen sorgt, wird der fruchtbare Boden abgetragen. Die Folgen sind kleine, vertrocknete Trauben und schlechte Ernten. Mittlerweile findet die Weinlese nicht mehr im Spätherbst statt, sondern direkt nach den Sommerferien.“
Das „Main.Landarzt Famulaturprogramm“ fand in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Dabei hatten die Medizinstudierenden erneut die Möglichkeit, ihre Hausarzt- oder Klinikfamulatur im Landkreis Miltenberg abzuleisten. An einigen Nachmittagen wurden zusätzlich medizinische Workshops angeboten. Und um den Landkreis von einer anderen Seite kennenzulernen, wurde den Studierenden ein Freizeitprogramm aus Golf-Schnupperkursen, Bogenschießen und eben einer geführten Weinbergwanderung geboten.
Main.Landarzt Famulaturprogramm 2023: Bewerbungsphase startet kommendes Frühjahr
Die Bewerbungsphase für das Main.Landarzt Famulaturprogramm 2023 startet im Frühjahr. Mehr Informationen unter https://gesundheitsregion-plus.landkreis-miltenberg.de
Eine der Hausarztpraxen, in denen Medizinstudierende im Rahmen der Initiative „Main.Landarzt Famulaturprogramm – Summer School“ des Landkreises Miltenberg Praxiserfahrung sammeln konnten, ist die Praxis von Dr. Astrid Weber, Fachärztin für Allgemeinmedizin in Niedernberg. Warum sie sich für die Summer School engagiert?
"Leidenschaft für Allgemeinmedizin weitertragen – Famulaturprogramme sind eine gute Gelegenheit"
