"Für viele Menschen auf dem Land ist man weit mehr als nur die Person im weißen Kittel"
Medizinstudentin Viviane Heilmann nutze die Förderung der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband und der TK Landesvertretung Bayern, um in den Praxisalltag von Dr. Ewald Schlereth und Dr. Regina Thums im unterfränkischen Oberthulba kennenzulernen.
Motivation für die Famulatur auf dem Land
Ich finde den nahen Kontakt mit dem Patienten insbesondere auf dem Land toll. Oft sind die Patienten Freunde, Nachbarn oder aus dem Dorf, in dem man lebt, kennt sie schon lange, weiß ihre Krankheitsgeschichte und kann so viel individueller helfen. Außerdem wusste ich, dass die Ärzte in der Praxis, in der ich Famulatur gemacht habe, sich viel Zeit für mich nehmen und mich optimal betreuen, was möglichweise in einer Praxis in der Stadt schwierig umzusetzen wäre.
Tätigkeit und fachliche Eindrücke
Ich durfte alles machen was ich wollte und die insgesamt vier Ärzte haben mir immer ganz viel erklärt. Neben Blutabnahmen und Impfungen, habe ich mituntersucht, eigenständige Sonos durchgeführt, Checks begleitet und war auch bei psychologischen Gesprächen dabei. Ebenso habe ich die Möglichkeit bekommen bei Hausbesuchen dabei zu sein.
Betreuung vor Ort
Die Praxis wird von drei Fachärzten und einem Arzt in Weiterbildung geführt. Ewald ist der „Chef“, der seit über 40 Jahren in dem Beruf tätig ist, die gesamte Lebensgeschichte von wirklich jedem Patienten kennt und mit seiner Erfahrung jeden Medizinstudenten bereichern kann. Bei ihm kann man an einem Tag mehr praktisches Wissen lernen, als in so manchen Semestern. Regina, seine Tochter, ist seit drei Jahren Fachärztin für die Allgemeinmedizin und führt zusammen mit Julia, die seit Anfang des Jahres mit ihrer Weiterbildung fertig ist, die weibliche Ärzteschaft an.
Neben vielen Erklärungen und Tipps, gab es auch eine Einführung in die Praxisverwaltung. Alex ist noch in der Weiterbildung, hat uns bei interessanten Fällen immer mit dazu geholt und zusammen haben wir unseren ersten Handgelenksultraschall durchgeführt. Die MFAs haben mir das Blutabnehmen beigebracht und
haben immer alles perfekt organisiert, sodass ich einige Patienten schonmal voruntersuchen konnte.
Fazit
Mit wenig praktischer Erfahrung bin ich in die Hausarztfamulatur mit dem Ziel mir ein erstes praktisches Basic Wissen anzueignen. Da ich vollständig in den Praxisalltag mit eingebunden wurde, konnte ich viele Dinge angeleitet machen und anschließend selbstständig durchführen. Die positive Erfahrung hat mich darin bestärkt, später mal auf dem Land zu arbeiten. Insbesondere die Allgemeinmedizin fasziniert mich sehr, da man alles im Blick haben muss, jeder Patient eine komplett andere Krankheitsgeschichte hat und man für viele Menschen auf dem Land weit mehr ist als nur der Mann/die Frau im weißen Kittel.