„Diese Famulatur hat mir ein anderes und sehr viel persönlicheres Arbeiten im Gesundheitssystem gezeigt“
Annika Burger studiert im 8. Semester Medizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Zur Famulatur kam sie in die Oberlandpraxis der Dres. Treiber im unterfränkischen Stadtlauringen, wobei sie die Famulaturförderung der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband und der Techniker Krankenkasse nutzte.
Motivation für die Famulatur auf dem Land
Meine Motivation für die Famulatur in der Oberlandpraxis (OLP) war vielfältig. Ich komme selbst vom Land und schätze die Möglichkeit, Zeit mit meiner Familie und Freunden zu verbringen. Zudem hege ich langfristig die Ambition, im Laufe meiner ärztlichen Tätigkeit als Hausärztin beziehungsweise als Fachärztin auf dem Land zu arbeiten. Der Aufbau sowie die Größe der Oberlandpraxis haben mich schon vor Jahren beeindruckt, da ich hier meine Corona-Impfungen erhalten habe. Durch persönliche Kontakte zu zwei Ärzten aus der Praxis konnte ich einen ersten Eindruck von der Praxis gewinnen, der durch die zahlreichen durchweg begeisterten Bewertungen im Internet noch einmal bestätigt wurde. Dies machte mir die Entscheidung für eine Famulatur auf dem Land leicht.
Tätigkeit und fachliche Eindrücke
Während meines Praktikums hatte ich die Chance, an verschiedenen diagnostischen Untersuchungen teilzunehmen, darunter EKGs, Belastungs-EKGs, Lungenfunktionstests, DMP-Leistungen, Polygraphien, LZ-EKGs und -RR-Messungen. Ich konnte die Ergebnisse dieser Untersuchungen mit den Ärzt*innen auswerten und sie den Patient*innen erklären.
In der Praxis arbeiten Hausärzt*innen mit zusätzlichen Fachgebieten wie Kardiologie, Diabetologie, Chirotherapie, Innere Medizin und Psychotherapie, wodurch ich breites medizinisches Wissen erwerben konnte. Alle in der Praxis haben mich herzlich empfangen und großzügig ihr Wissen mit mir geteilt. Zusätzlich konnte ich eigenständig Anamnesen und körperliche Untersuchungen bei Patient*innen durchführen, die Ergebnisse mit den Ärzt*innen besprechen und mögliche Diagnosen und Therapieoptionen erörtern.
Ich hatte die Gelegenheit, bis zu drei Mal pro Woche Gesundheitsuntersuchungen durchzuführen, einschließlich Risiko- und Familienanamnese, EKG- und Lungenfunktionstestbesprechungen, Laborauswertung, Impfkontrolle sowie umfassende körperliche Untersuchungen und Risikoanalysen. Auch hier hatte ich immer einen der Ärzt*innen als Ansprechpartner*in, um die Patient*innen vor- und die gesammelten Informationen zusammen nachzubesprechen. Hierdurch lernte ich eigenständiges arbeiten, und konnte sowohl die Gesprächsführung als auch das geordnete und strukturierte Vorstellen von Patient*innen üben. Des Weiteren begleitete ich Hausbesuche und Pflegeheimbesuche und konnte einen Tag in der Arbeitsmedizin mit einem der Praxisärzte verbringen. Auch nach meinem absolvierten Praktikum hatte ich die Chance an einer Balint-Gruppen-Sitzung in der Praxis teilzunehmen, wodurch ich weitere wertvolle Erfahrungen sammeln durfte.
Unterkunft
Die Treibers boten mir großzügigerweise ein Zimmer in ihrer alten Praxis mit eigener Küche und Badezimmer an, was auch von anderen Praktikantinnen genutzt wurde. Obwohl ich nur 20 Minuten von der Praxis entfernt bei meinen Eltern wohnte, aßen wir fast jeden Tag gemeinsam bei den Treibers zu Mittag.
Land und Leute
Da ich auch vom Land komme und vor allem aus der Gegend, wusste ich schon ungefähr was mich erwarten wird. Die große Vielfalt der hausärztlichen Tätigkeit hat mich dennoch überrascht und beeindruckt. Vor allem durch die enge und langjährige Beziehung zwischen den Patient*innen und Ärzt*innen ist diese Famulatur herausgestochen und hat mir ein anderes und sehr viel persönlicheres Arbeiten im Gesundheitssystem gezeigt.
Fazit
Insgesamt hat mir das Praktikum in der Oberlandpraxis außerordentlich viel Spaß gemacht und mir die Möglichkeit gegeben, viel zu lernen und zu erleben. Ich kann es jedem empfehlen, egal ob man eine Tätigkeit in dem Bereich anstrebt oder nicht.